Jenseits der Alpen by Loy Hannsdieter

Jenseits der Alpen by Loy Hannsdieter

Autor:Loy, Hannsdieter [Loy, Hannsdieter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
ISBN: 9783863582807
Herausgeber: emons Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Rosenheim – Bozen – Innsbruck, Mittwoch, 5. April 2000

»Wir selbst kamen nicht weiter«, bemerkte Dr. Gamper, der Vizepräsident der Landespolizeidirektion Südtirol, am Telefon gegenüber Ottakring. »Wir wollten schon eine Hellseherin aus dem Bozener Oberland einschalten. Das tun wir öfters. Nicht jedes Mal mit Erfolg. Aber in den letzten zehn Jahren hat es sich bestimmt schon fünfmal ausgezahlt. Einmal ist eine supersportliche Bankangestellte verschwunden, als sie den Ortler bestiegen und auf der Payerhütte übernachtet hatte. Als sie am nächsten Tag noch nicht zu Hause war, rief ihr Mann besorgt die Polizei. Die Hellseherin hat uns die Stelle genannt, wo wir die Frau finden würden, tot oder lebendig. Am Ufer eines exakt beschriebenen Bergsees fand ein Suchhund ihre Leiche. Sie war nackt bis auf eine karierte Wollsocke, das Gesicht zu Boden gewandt, niederkniend, als habe sie um ihr Leben gebettelt. Beide Augen ausgestochen. Ich will nicht weiter in Einzelheiten gehen. Es war eindeutig das Verdienst dieser Hellseherin, dass wir die Frau überhaupt fanden, da droben in den Bergen.«

»Ja, ja, der Ortler-Fall.« Ottakring hatte diese Methode noch nie versucht. Seiner Meinung nach sah eine Hellseherin nur eines: nämlich dass ihr Kunde durch eigene Unfähigkeit bestach. »Und im Fall der Amelie Bartz war demnach keine Hellseherin am Werk?«

»Nein. Die Politik hat es unterbunden. Wir vermuten noch immer, dass es sich bei dem Täter um einen Einheimischen handeln müsste, der mit der Gegend gut vertraut war. Und – Sie werden sicher verfolgt haben, dass die junge Frau, als sie bei den Großeltern in Gargnano abgereist ist, ihren Hund dabeihatte. Dieser Hund ist bis heute nicht aufgetaucht. Weder tot noch lebendig.«

Einer aus der Gegend. Das würde meiner Theorie vollkommen widersprechen, dachte Ottakring. »Sie gehen also davon aus, dass Täter und Opfer sich möglicherweise gekannt haben? In unserem Fall der Frau aus Sardinien, die in München tot aufgefunden wurde, dürfte das nicht zutreffen. Wir müssen davon ausgehen, dass Selma Ruspanti per Anhalter von Genua weggefahren ist. Ob sie unterwegs getötet wurde oder erst zu einem späteren Zeitpunkt, ist vorläufig nicht nachvollziehbar.«

Dr. Gamper am anderen Ende räusperte sich und blieb still.

»Ich will zum eigentlichen Grund meines Anrufs kommen, Dr. Gamper. Wenn meine Annahme korrekt ist, dass Selma Ruspanti von Genua Richtung Deutschland getrampt ist, ist sie auch durch Ihr Gebiet gekommen. Was ich sagen will: Wenn Ihnen oder Ihren Leuten etwas auffällt oder unter die Finger kommt, was auch nur im Entferntesten auf unsere tote Anhalterin hinweisen könnte, bitte melden. Sie wissen, was ich meine? Selbst das kleinste Detail könnte von Interesse sein.«

Wieder dieses Räuspern am anderen Ende. Als der Vizepräsident sich wieder hören ließ, klang er verändert. Wie beleidigt. Vor den Kopf gestoßen. »Ja klar, ich habe verstanden«, sagte er nur. »Wir haben ja sonst nichts zu tun.«

Ottakring wollte sich bedanken. Doch Gamper kam ihm zuvor.

»Ein gewisser Kommissar März hat meines Wissens in dieser Sache schon hier in der Questura angerufen«, sagte Gamper leise. »Welche Funktion hat er?«

»Genau«, sagte Ottakring, »wenn Ihnen etwas auffällt, bitte den Werz verständigen. Ich wiederhole: W-E-R-Z.«

Oberleutnant Spurny in Innsbruck war wie schon bei ihrem ersten Kontakt irritiert über den Anruf des Deutschen aus dem bayerischen Hoheitsgebiet.



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